N E W S - und mein SENF dazu...
Freitag, 5. April 2019
Gespenstische Ruhe

Was ist das mit einem Mal für ein Geschrei auf der Straße? Wer stört denn hier an einem gewöhnlichen Freitag Vormittag die Ruhe? Ah, jetzt sieht man’s – Jugendliche kommen gelaufen und rufen laut: „Hilfe, Hilfe! Unser Haus brennt!“ Bald strömen von allen Seiten Ältere hinzu, die von den Jugendlichen förmlich angeschrien werden: „So tut doch ’was! Es brennt schon lichterloh!“
Ein älterer Herr von der AfD weist mit seinem Blindenstock zum Himmel und sagt: „Unsinn, das ist kein Feuer. Die Sonne spiegelt sich in gewissen Zeitabständen so in den Fenstern, dass man meinen könnte, das Haus würde brennen.“ Zwei Wissenschaftler widersprechen: „Nein, die Jugendlichen haben recht, das Haus steht in Flammen! Es ist höchste Zeit, endlich mit dem Löschen anzufangen.“
Wieder hört man die Jugendlichen laut rufen: „Tut etwas! Unser Haus brennt! Warum unternehmt ihr nichts?“
Auch die anderen Zuschauer widersprechen nun dem Blinden: „Ja, die Kinder haben eindeutig recht. Hier brennt es.“ Eine Regierungsvertreterin ergänzt: „Wir sollten schleunigst eine Kommission bilden, die berät, wie wir am wirkungsvollsten löschen können.“
Doch die Jugendlichen sind mit diesem Ansatz nicht zufrieden und rufen immer lauter, dass jetzt sofort etwas getan werden müsse. Man weist sie darauf hin, dass sie eigentlich in der Schule sein sollten, außerdem nehme man sich ja jetzt der Sache an. Der Lärm, den die Jugend veranstalte, sei nicht hilfreich, zumindest nicht jetzt zur Unterrichtszeit. Im Übrigen wüssten die Jugendlichen ja gar nicht, wie man am geeignetsten lösche.
Ein Herr von der CDU erkennt, dass man die Gelegenheit ergreifen könne, mit Pumpen aus heimischer Herstellung Wasser aus dem Hydranten anzuzapfen. Jemand von der oppositionellen FDP hält dagegen, dass das Trinkwasser aus dem Hydranten zu teuer sei, besser nehme man Wasser aus einem 200 m entfernten Tümpel.
Lästigerweise stören noch immer die Jugendlichen mit ihren Rufen, man müsse endlich mit dem Löschen beginnen. Man versucht ihnen klarzumachen, dass sie sogar die gesetzliche Schulpflicht verletzen.
Der Herr von der CDU gibt zu bedenken, dass das schmutzige Tümpelwasser die Mechanik der Pumpen verstopfen könne. Eine Dame von der SPD meldet sich zu Wort und sagt, dass man dann besser mit Eimern lösche, eine dafür eingesetzte Menschenkette sichere obendrein Arbeitsplätze. Eine andere Dame von den oppositionellen Grünen ereifert sich, dass man beim Absenken des Wasserspiegels im Tümpel den Lebensraum des gemeinen Wasserflohs zerstöre. Der Herr von der FDP verweist nochmals auf die hohen Kosten von Trinkwasser.
Da stürzt mit lautem Krachen die Vorderfront des brennenden Hauses ein und begräbt sowohl die demonstrierenden Jugendlichen als auch die diskutierenden Erwachsenen unter sich. Weitere Wände bersten und bald bleibt nur ein qualmender Schutthaufen übrig.
Eine gespenstische Ruhe breitet sich aus.

hajtext iv/mmxix

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Dienstag, 10. Februar 2015
"Geschichtsstunde im Intercity"

Neulich fiel mir ein mittlerweile zwölfeinhalb Jahre alter Aufschrieb über eine Begegnung im Intercity von Prag nach München wieder in die Hände, bei der mir ein älterer Mitreisender seine Lebensgeschichte erzählte.
Ob der Herr noch lebt, weiß ich nicht; ich wünsche es ihm jedenfalls. Aber ich fände es schade, wenn seine Geschichte verloren ginge; deshalb setze ich sie jetzt hier ins Internet. -

Geschichtsstunde im Intercity

Am 30.5.2002 fuhr ich, einen tags zuvor unterzeichneten Mietvertrag in der Tasche und damit bei der Or­ga­ni­sation meines bevorstehenden Arbeitsplatzwechsels um eine weitere Sorge entlastet, von Prag nach Mün­chen, wo ich am folgenden Tag beim dortigen Konsulat ein Visum für den längerfristigen Auf­ent­halt in Tschechien bean­tra­gen wollte.

In Praha-Smíchov stieg ein älterer Herr zu, graue Haare, dicke Brille, aber durchaus rüstig, und fragte auf Tsche­chisch vermutlich danach, ob er sich auf einen der freien Plätze setzen dürfe. Nachdem ich mein Unverständnis zu erkennen gegeben hatte, wiederholte er die Frage in akzentfreiem Österreichisch, so dass ich vermutete, es handle sich um einen Österreicher, der fließend Tschechisch zu sprechen verstand. In der Hand trug der Mann eine Tasche, aus der ein Dackel neugierig hervorlugte. Außerdem zog er an einem ausziehbaren Griff ein Köfferchen hinter sich her.

Der Hund war still und friedlich und erst, nachdem sein Besitzer nach einiger Zeit den Reißverschluss der Tragetasche ganz geöffnet hatte, krabbelte das Tier heraus, stützte sich mit seinen Hinterpfoten auf den Schoß des Mannes und legte seine Vorderpfoten auf eine der Schultern seines Herrchens, um an­schlie­ßend seine Schnauze dazwischen zu platzieren und aus dieser sicheren Position heraus mit großen Augen das Ab­teil und mich zu begutachten.

Ich beobachtete die Szene amüsiert, und als der Mann das bemerkte, fragte ich, ob der Hund ans Reisen gewöhnt sei und ob die beiden oft zwischen Prag und Deutschland pendelten. Der Hundebesitzer erklärte, dass sein Dackel in der Tat gern mit der Bahn fahre – zumindest nachdem man ihn, so wie jetzt, aus der Tragetasche befreit habe -, dass die beiden aber nicht nach Deutschland, sondern nur nach Pilsen führen.

Noch immer vermutend, ich spräche mit einem Österreicher, fragte ich (und dachte dabei an meine eige­nen Schwierigkeiten), wie man denn so gut Tschechisch lernen könne. Der Mann erwiderte, dass das un­ter den Umständen, unter denen er es habe lernen müssen, sehr schnell gehe. Und dann begann er zu er­zäh­len.

***

Als er vor oder während des Dritten Reichs auf die Welt kam, habe seine Familie in Mähren gelebt. Die Mutter war Tschechin, der Vater Österreicher, zu Hause sei Deutsch gesprochen worden. Schon vor Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Familie auseinander gerissen: Der Vater sei im Krieg gefal­len, ein älte­rer Bruder in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Die Mutter und er seien, warum auch immer, in einem Lager interniert worden. Bei Kriegsende sei es den beiden jedoch gelungen, sich nach Wien durch­zu­­schla­gen und bei Ver­wand­ten des Vaters unterzukommen.

Eine Tante sei in Prag geblieben, wohin auch der ältere Bruder aus der Kriegsgefangenschaft zu­rück­ge­kehrt sei, um je­doch als Deutschsprachiger sofort wieder von den Tschechen interniert zu werden. Als er auf Betreiben der Tante und im Hinblick auf die tschechische Mutter schließlich doch wieder frei gekom­men sei, habe der jüngere Bruder beschlossen, ihn von Wien aus zu besuchen. Ein Problem dabei sei al­ler­dings gewesen, dass man dem Reise­willigen zunächst keine Staatsangehörigkeit zugebilligt habe - weder Österreich noch die Tschechoslowakei hätten sich als zuständig empfunden, da keine Papiere mehr vorhanden gewesen seien. Immerhin habe der Junge eine Reiseerlaubnis und die Zusicherung erhalten, wie­der nach Österreich zurückkehren zu dürfen. Letzteres sollte sich jedoch bald als fataler Irrtum erwei­sen.

Am 7.3.1949 – dieses Datum werde mein Reisebegleiter nie vergessen – sei er also von Wien nach Prag gereist und habe dort in der Tat die Tante und den Bruder angetroffen. Doch als er habe zurückreisen wol­len, sei ihm von den Tschechen die Erlaubnis verweigert worden: Die österreichische Garantie­erklä­rung habe sie nicht interessiert, über den österreichischen Vater seien auch in Prag keine Papiere aufzu­finden und die tschechische Mut­ter den Behörden jetzt auf einmal Grund genug gewesen, den jungen Mann zum Tschechen zu erklären, was nach herrschender Rechtslage zugleich eine Ausreise unmöglich gemacht habe.

Zu diesem Zeitpunkt, erklärte mein Erzähler, habe er noch überhaupt kein Tschechisch gekonnt. Aber er habe sehr bald erkennen müssen, dass es ratsam sei, auf deutschsprachige Äußerungen zu verzichten; sie hätten nämlich Gefahr bedeutet und einmal wirklich dazu geführt, dass er auf der Straße zusammenge­schla­gen worden sei.

Zugang zur Weiterbildung, insbesondere zur Universität, sei ihm von Vornherein verweigert worden; er habe einen Job beim Bau annehmen müssen und habe dort, um die noch immer hörbaren Mängel in sei­nen Tsche­chisch­kenntnissen zu verbergen, auf jede Frage zu sagen gelernt: „Darum kümmert sich mein Kol­lege.“ Diesen Satz immerhin habe er in originalgetreuer Intonation zu sagen verstanden, damit nur ja niemand den Deutschsprachigen heraushören könne.

Dennoch sei er auch weiterhin als Mensch zweiter Klasse behandelt worden; in seinem Ausweis habe er einen „schwarzen Punkt“ gehabt, der auf Verwandte im kapitalistischen Ausland hinwies, und deshalb sei ihm mehr als einmal eine Stelle verweigert worden, für die er sich zuvor qualifiziert hatte. Ebenso sei er bei der Wohnungssuche stigmatisiert gewesen, indem „im Interesse des Volkes“ immer wieder andere ihm vorgezogen wurden. Auch den anderen Deutschsprachigen sei es so wie ihm ergangen; ungeachtet ihrer möglicherweise akademischen Ausbildung seien sie allenfalls als Hilfsarbeiter beim Bau eingesetzt wor­den.

Einmal hätte er, so räumte der Erzähler ein, in der ersten Zeit fliehen können, doch habe er seine Chance nicht erkannt. Während eines Besuchs bei Verwandten im südlichen Mähren habe er ein Fahrrad geliehen und eine Tour durch die Wälder unternommen, habe dabei in einem der Täler ihm unbekannte Dörfer ge­se­­hen und sei auf dem Rückweg einer tschechischen Grenzkontrolle in die Hände gefallen, die ihn un­wirsch darüber aufklärte, dass er sich bereits auf österreichischem Hoheitsgebiet befunden habe. So sei er also nach Prag zurückgekehrt.

Erst viele Jahre später, als unter Aleksandr Dubček der „Prager Frühling“ ausbrach, habe er die Erlaubnis erhalten, seine Mutter in Wien zu besuchen. Auch damals hätte er in Österreich bleiben können, zumal Ver­wandte ihm Unterkunft und Arbeit in Aussicht gestellt hatten. Aber er sei damals bereits mit einer Tsche­chin – seinem „Mädchen“, wie er sie liebevoll nannte – verheiratet gewesen und die beiden hätten einen Sohn gehabt. Zwar hielten sich alle drei in Wien auf, doch wollte die Frau nicht auf Dauer in der fremden Stadt mit der fremden Sprache bleiben. Sie hätte zwar Verständnis dafür aufgebracht, wenn ihr Mann in Wien bleiben würde, doch sie selbst war, zusammen mit ihrem Sohn, zur Rückkehr fest ent­schlos­­sen.

Dazu aber habe sich mein Mitreisender nicht durchringen können. Er habe ja selbst erfahren müssen, wie traurig es sei, ohne den Vater aufwachsen zu müssen, so dass er dieses Schicksal seinem Sohn ersparen wollte. Und auch, sich von seinem „Mädchen“ zu trennen, habe er nicht übers Herz bringen können. Des­halb sei er, obwohl auch das ihn große Überwindung gekostet habe, schließlich mit seiner Frau und sei­nem Sohn nach Prag zurückgekehrt.

Dort habe er allerdings mitansehen müssen, wie auch sein heranwachsender Sohn diskriminiert wurde: Trotz geeigneter Zeugnisse wurde ihm der Zugang zur Hochschule verweigert und er musste sich mit minder qualifizierenden Ausbildungsgängen begnügen, wobei er – ebenso wie Jahre zuvor der Vater – immer wieder inoffiziell und heimlich weiterbildende Kurse besuchte, so dass er schließlich doch die Vor­aussetzungen für einen Ingenieurslehrgang erfüllte.

Einzig die Genehmigung seines Chefs, eines durch seine Parteibeziehungen zu seiner leitenden Position gekommenen Kleingeists, habe noch gefehlt. Doch der zögerte die Unterzeichnung des nötigen Papiers ein ums andere Mal hinaus, und als der Termindruck schließlich allzu sehr brannte, sei der Erzähler selbst in seiner Vaterrolle bei dem säumigen Parteifunktionär vorstellig geworden, um die ausstehende Unter­schrift zu erbitten. Auch an diesen Dialog werde er sich Zeit Lebens erinnern. Er habe gefragt, ob es denn einen Grund dafür gebe, das Papier nicht zu unterschreiben, worauf der Chef des Sohnes geantwortet habe: „Was sollte ich – umgekehrt - für einen Grund haben, das Papier zu unterschreiben?“ Es blieb dabei – er unterschrieb nicht.

Zum Glück für den Sohn habe allerdings ein einflussreicher Bekannter Wind von der Sache bekommen und sei erbost gewesen, da an Ingenieuren mit der Fachrichtung des Sohnes ohnehin großer Mangel ge­herrscht habe. So sei der Sohn schließlich doch noch zur angestrebten Qualifikation gelangt.

Ich fragte, ob die Ablösung des kommunistischen Regimes diesbezüglich wohl eine Erlösung gewesen sei. Mein Mitreisender bestätigte das und betonte, dass die Verweigerung von Bildungschancen aus poli­tischen Motiven seither nicht mehr stattfinde. Allerdings sei, fuhr er fort, heutzutage ein anderes Auslese­kri­terium an dieselbe Stelle getreten, nämlich das Geld. Die meisten Familien könnten es sich einfach nicht leisten, ihre Kinder studieren zu lassen. Im Vergleich zum Einkommen seien die Preise für Mieten und Grundnahrungsmittel nämlich so sehr in die Höhe geschnellt, dass es für die meisten Leute ohnehin schwer sei, einigermaßen über die Runden zu kommen.

Unter dem kommunistischen Regime, das müsse er einräumen, habe es zwar Früchte wie Bananen selten und Orangen fast nie gegeben, aber die Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs und die Mieten seien er­schwing­lich gewesen, ebenso wie die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Heutzutage sei das Angebot an Waren ungleich größer, aber die wenigsten könnten es sich leisten, sie zu kaufen. Ein Durchschnittsgehalt, so schätze er, liege heute bei 7000 Kc pro Monat, das sei dann aber schon recht ansehnlich. Eine Verkäuferin verdiene vielleicht 4000 Kc monatlich. (Mühsam teilte ich diese Maßzahlen im Kopf durch 30, um den ungefähren Gegenwert in Euro zu ermitteln: 233 € bzw. 133 € kam dabei heraus.)

Er selbst bekomme allerdings eine stattliche Rente von 9000 Kc im Monat, aber die Miete für seine Pra­ger Wohnung betrage allein schon 4000 Kc monatlich, so dass auch er sehr rechnen müsse. Sein Sohn sei mittlerweile leitender Ingenieur eines Bahnbetriebswerks mit 50 Untergebenen, er verdiene 15000 Kc mo­natlich. (Gerade so viel, dachte ich, wie ich als reicher Wessi für meine 70 m² große Prager Wohnung an Miete bezahlen werde.) Reisen ins westliche Ausland, führte mein Mitreisender unterdessen weiter aus, seien für normale Leute, wenn über­haupt, dann nur mit einem riesigen Verwaltungsaufwand zu ermög­li­chen gewesen – heute könne sich, abgesehen von einigen Privilegierten, aus finanziellen Gründen kaum jemand so eine Reise leisten.

Er sei nicht neidisch auf die Leute aus dem Westen, die man schon daran erkenne, dass sie ohne viel Ge­päck reisen, weil sie es sich leisten können, sich am Ziel der Reise das Nötige zu kaufen. Aber er emp­finde großen Zorn gegen Politiker, die latente Feindseligkeiten aufschaukeln und ihr Süppchen darauf kochen. Leuten wie Hitler, die dafür verantwortlich sind, dass unzählige Menschen keine Möglichkeit ge­habt hätten, einen sie zufrieden stellenden Beruf mit gutem Lohn für gute Arbeit auszuüben und sich im Übrigen auf ihr familiäres Glück zu konzentrieren, wolle er das Recht zu leben ganz und gar absprechen.

Im Dritten Reich seien ja nicht alle Deutschen Anhänger von Hitler gewesen, und nach dem Krieg seien auch nicht alle Tschechen gewalttätige Deutschenhasser gewesen, aber immer wieder gelinge es skrupel­losen Politikern, ein Klima von Hass aufzubauschen und zu verbreiten, um darauf basierend die eigene Macht zu zemen­tie­ren.

Er selbst sei eigentlich entschlossen gewesen, sich auf seine alten Tage das Nachdenken über derartige Themen zu verbieten, aber seit vor vier Jahren sein „liebes Mädchen“ gestorben sei, mit dem er seinen letzten Lebensabschnitt habe in Liebe und Zurückgezogenheit verbringen wollen, komme er nicht umhin zu erkennen, um wie viel er im Leben durch politische Gegebenheiten, die außerhalb seiner Einfluss­mög­lich­keiten gelegen hätten, gebracht worden sei.

Beschwichtigend versuchte ich meinen Gesprächspartner darauf hinzuweisen, dass er ja immerhin eine offenbar glückliche Ehe erlebt habe - was er sogleich nachdrücklich bestätigte - und dass seine Frau ja jetzt nicht einfach weg, sondern in seinen Gedanken doch sicherlich noch gegenwärtig sei. Auch meine eigene Mutter habe mir schon zu verstehen gegeben, dass sie noch oft mit meinem vor acht Jahren ver­stor­benen Vater in Gedanken Gespräche führe.

Dem stimmte mein Mitreisender zu, wobei die Erinnerung an seine Frau ihm ein wirklich seliges Lächeln ins Gesicht zauberte. Das wolle er, fuhr er fort, mir auf meinen Lebensweg unbedingt mitgeben, dass nichts auf der Welt so wertvoll sei wie ein Mensch, mit dem man in Liebe zusammenleben könne.

***

Mit diesen Worten erhob er sich, denn der Zug war inzwischen im Bahnhof Pilsen angekommen, und ver­abschiedete sich, indem er mir die Hand reichte und mir auftrug, meine Mutter unbekannterweise von ihm zu grüßen. Ich meinerseits verbrachte – abgesehen davon, dass ich hin und wieder einen Blick auf eine recht attraktive junge Dame warf, die statt seiner in Pilsen ins Abteil gekommen war – die folgenden Ki­lo­meter damit, die Preise für Essen, öffentliche Verkehrsmittel oder auch Briefmarken, die mir wäh­rend der vergangenen Tage so ausgesprochen günstig erschienen waren, in Relation zu setzen zu einem Mo­nats­­lohn von 7000 oder gar nur 4000 Kc, und ich beschloss, meine Finanzkraft fürderhin doch etwas un­auffälliger einzu­set­zen, um nicht brüskierend zu wirken. –

hajtext vii/mmii

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Letzte Aktualisierung: 2022.11.09, 04:50
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